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AutorenbildHanna Neunzig

Let‘s detox baby – oder wie uns die Werbung einen teuren Gold-Bären aufbindet

Nichts wird derzeit mehr gehyped als der Detox-Trend. Nichts wird mehr propagiert als Entschlacken nach zahlreichen Heilfasten-Methoden. Wie viele Detox-Bücher werden hierzulande verkauft.

Gibt man den Begriff „Entschlacken“ im Internet ein, findet man direkt zahlreiche entschlackende Produkte, Detox-Säfte, -Kapseln, -Pülverchen, -Pflaster und Internet-Foren mit vielen super funktionierenden Ideen dazu.


Dabei ist die Idee des Entschlackens schon über 100 Jahre alt. Damals ging der Arzt Otto Buchinger davon aus, dass die Fehlernährung mit zu viel Eiweiß, Säuren und Giftstoffen dazu führt, dass sich Schlacke im Körper anreichern. Das Fasernetz zwischen den Zellen füllt sich mit dem ganzen Schadstoffmüll der Zellen und wird im Alter dann zu einer „Stoffwechselmülldeponie“, die man sehen kann. Buchinger ging davon aus, dass wenn Menschen eine Entschlackung durchführen, sie danach von diesem Stoffwechselmüll befreit werden. A la „sempre vive“ (lebe ewig) verbessert sich unser Körperinneres, wir werden frei von Ballast und blühen von innen heraus. Fit – agil – dynamisch – jung.

Anhand dessen, was wir essen, könnte man meinen, nichts ist aktueller als der Sinn des Entschlackens. Haben wir es nicht bitter nötig gegen Fastfood und Alkohol, Bewegungsarmut und Überzuckerung anzukämpfen. Wo entwickeln wir uns hin? Die WHO schlägt Alarm. Überall wird unser Fehlverhalten verurteilt. (Meine Schüler werden jetzt bestätigend nicken, weil ich das auch hin und wieder gerne tue). Uns einmal pro Jahr von den Sünden des Lotterlebens befreien? Wie wir wohl von innen aussehen? Komplett verklebt und voller Schlacke – bäh, ist ja ekelig. Der arme Dickdarm.

Würden wir uns unseren Dickdarm genauer ansehen – also quasi unter die Lupe nehmen oder mit einer Kamera hineinfilmen–, würden wir dann diese bösen Schlacke finden?




NEIN – all das ist ein teurer Mythos

Schlacke gibt es nicht! Wie bitte, hat sie das jetzt wirklich gesagt? Kann doch nicht wahr sein.

Niemand, nein wirklich niemand, hat bisher Schlacke im Körper gefunden. Niemand konnte beweisen, dass es sie gibt. Und doch glauben wir fest daran. Ist es womöglich unser schlechtes Gewissen, das hier wunderbar getriggert wird? Haben wir nicht alle dieses eine Laster, dass uns mit vermeidlichen Schlacken überfüllt? Zu fett, zu proteinreich, zu unausgewogen, zu süß oder zu schlecht.


Hier werden mich die ein oder anderen Leser kritisch hinterfragen, die damit ach so gute Erfolge feiern. Sie werden sogar sagen, das ist schlichtweg falsch, was ich hier schreibe. Sie kommen mir mit Beispielen aus der Praxis, die eindeutig beweisen, dass ich irre.

Denn mit den oben genannten Produkten lässt sich richtig gut Geld verdienen. Es gibt Kliniken, in denen Leute von oben und unten entschlackt werden. Dafür wird ein Heidengeld bezahlt. Denn wie vielversprechend klingt es doch: Darmreinigung lindert Allergien, Schmerzen, ein Zipperlein hier und ein Wehwehchen dort, Schlaflosigkeit wird auch besser, ja sogar unsere gesamte Lebenseinstellung verbessert sich. Höre ich hier etwa einen Anwender sagen, ‚aber mit Detox habe ich 5 Kilo abgenommen‘. Dann würde ich ihm antworten: ‚was denn? Fettmasse? Wohl eher nicht. Denn nach intensiven Heilfastenkuren greift die Jo-Jo-Falle sehr gerne zu. Auch wenn ihr es nicht gerne hört, aber eine dauerhafte Gewichtsreduktion greift nur durch eine veränderte Lebenseinstellung, Bewegungsoptimierung und verändertes Essverhalten. Dabei hilft euch ein Ernährungs-Profi gerne weiter. Achtet immer darauf: Einen Profi erkennt ihr an der durch die Krankenkassen anerkannten Zertifizierung. Wer sich heute alles Ernährungsberater nennt und irgendwo „Lizenzen“ erwirbt, der ist ... na ja.

Selbst wenn unsere Ernährung unausgewogen ist, ja sogar zu proteinreich oder zu „ungesund“, dann schafft es unser Körper nicht verdaubare Nahrungsbestandteile über die Nieren und den Darm auszuscheiden. Nichts reichert sich davon an und wird als Schlacke im Körper angereichert.


Der Markt der Detoxer

Die Welt da draußen ist besiedelt mit Leuten, die einen kennen, der eine Tante hat, die „damit“ richtig gute Erfolge gemacht hat. Lasst euch nicht von irgendwelchen subjektiven Statements irgendwelcher Leute blenden. Denn sie wollen euch nur irgendein Produkt verkaufen, weil sie in einem teuren Schneeballprinzip gefangen sind. Das ist schlichtweg unprofessionell und nicht seriös. Jeden Tag lese ich im world wide web von vielversprechenden Erfahrungen inkl. vorher-nachher Bildern wie: ‚ mein Körper riecht ganz anders, die Gifte kommen jetzt raus‘, ‚schon 5 Kilo sind weg‘ oder ‚ich bin geistig so fit wie noch nie‘ oder ‚dieses Pflaster ist jetzt braun, also zeigt es doch, dass das Gift nun rausgezogen wird‘...


Das einzige, was sich hier gerade entschlackt, ist der jeweilige Geldbeutel. Veränderter Körpergeruch entsteht durch den Hungerstoffwechsel, der lässt uns auch euphorisch werden. Die Endorphine sind schuld. Der Körper sendet sie aus, weil er unter Energiemangel = Hunger leidet. Die Pflaster – so wurde nachgewiesen, enthalten ein Pulver, dass sich in Kombination mit Schweiß braun verfärbt.


Meine Lösung gibt’s hier – wider Erwarten – pro bono für euch!

Es ist so einfach wie banal. Leider verkauft sich die wissenschaftlich fundierte Lösung nicht so bunt und vielversprechend wie der Markt da draußen. Denn wer sich besser fühlen möchte, muss selber was tun. Ehrlich Leute, es gibt keine Pille, kein Pflaster, keinen Saft, kein Pulver, dass uns die harte Arbeit abnimmt. Hach, das wäre auch viel zu schön.

  • Bewegt euch! Runter vom Sofa!

  • Esst ausreichend Obst und Gemüse – 5-mal am Tag

  • Reduziert das Rauchen (lasst es besser ganz)

  • Trinkt weniger Alkohol

  • Esst ausgewogene und leichte Speisen

  • Trinkt ausreichend Wasser bzw. kalorienfreie Getränke


Und wem das zu wenig ist: Wer Fragen zu diesem Thema hat, der darf mich gerne kontaktieren unter: foodcoach90@gmail.com

Ich finde eine Lösung für dein Problem, garantiert wissenschaftlich fundiert und zertifiziert 😊

*Eure Hanna

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