Steckt nicht in jeder von uns eine kleine Deko-Queen oder schlummert in manchem nicht auch ein Deko-King?
Nichts ist schöner behaglicher und wohnlicher als ein saisonal geschmücktes Heim. Was freuen wir uns auf die gemütlichen Winterabende mit Lichterketten, heißem Tee und der Familie.
Die bevorstehende Weihnachtszeit lässt unser aller Herzen höherschlagen – hat nicht gerade eine Studie herausgefunden, dass Menschen, die früher mit der Weihnachtsdekoration beginnen, glücklicher sind?
Lassen wir uns doch kurz darüber nachdenken, ob diese Saisonalität und das Glücklichsein auch in unserer Küche funktionieren könnte?
Der Blick in den Supermarkt verrät: Saisonalität – who cares?
Können wir doch jederzeit alles kaufen und alles essen? Erdbeeren im Winter aus Ägypten, Weintrauben aus Chile oder Blaubeeren aus Neuseeland. Egal woher, Hauptsache billig und lecker.
Doch was bedeutet es uns, wenn unser Essen eine weite Reise antreten muss, bis es dann bei uns – im besten Fall – auf dem Teller landet? Die Folgen dieses Raubbaus an der Umwelt und Natur kennen wir nicht erst seit Greta uns beeindruckend klar zu machen versucht, was auf der Welt alles schiefläuft. Natürlich nur bei den anderen, ich bin ja vollkommen okay. Und: was kann ich schon ändern. Me first! Ganz ehrlich Leute, mit der Einstellung wären wir nicht aus der Höhle rausgekommen.
Warum sind wir nicht mehr bereit uns einzuschränken? Warum empfinden wir jeden Menschen, der uns versucht auf die Missstände aufmerksam zu machen, als Spielverderber oder Wahrheitsverdreher? Höher, schneller, weiter? Kaufen, vergessen, ab in die Tonne! Muss das so oft sein? Können wir uns nicht besinnen, welche Vorteile Saisonalität bietet:
Der Vitamin- und Mineralstoffgehalt der Lebensmittel ist bei idealem Reifezustand am höchsten, das fördert unsere Gesundheit am besten. Vorbei wäre die Zeit der sinnlosen Supplement-Schluckerei. Arme Unternehmen, die mit ihrem ach-so-notwendigen-Supplementen, dann auf einmal nichts mehr zu verkaufen hätten. Darüber könnte ich auch mal schreiben, ihr würdet euch wundern...
Nach Saisonkalender zu essen, ermöglicht uns über das gesamte Jahr verteilt, die Nährstoffpalette aufzunehmen, die wir brauchen. Außerdem wird unser aller Kreativität in der Küche gefördert. Leider vergessen wir oder lernen wir nicht mehr, was Kochen ist. Kinder wachsen heran, die denken, dass Pizza machen bedeutet: Eisfach auf, Pizza in den Ofen schieben. Fertig! – Na dann, guten Appetit!
Wir sollten uns besinnen auf das, was unsere Großmutter noch wusste. Nämlich, wie man Produkte haltbar machen kann: Einkochen, Einwecken, Konservieren. Die meisten von uns Googlen mal kurz, was man darunter versteht. Energieressourcen würden geschont werden, die CO2-Bilanz wäre deutlich besser, denn Treibhäuser oder Folientunnel müssten nicht beheizt werden. Pflanzen würden dann wachsen, wenn sie Saison haben. Die Lagerhaltungskosten wären geringer... man könnte schon einige Pro’s auf der Seite ergänzen. Was fällt euch ein? Lasst doch mal einen Kommentar da!
Doch kein Yin ohne ein Yang, wie meine Freundin Sonja immer so eindrücklich sagt...
Viele von uns empfinden Saisonalität als Einbahnstraße. Zu langweilig, zu wenig instafame zu wenig en vogue... Wir möchten ganzjährig alles essen können, basta! Da muss sich an dieser Stelle jeder selber fragen, was er oder sie bereit ist zu opfern. Besteht noch Verzichtsbereitschaft in einer Gesellschaft, die alles kann? Verzichten kann auch glücklich machen, denn es schärft den Blick auf das Wesentliche. Und das ist und bleibt: Gesundheit!
Und wenn man dann auf Trauben aus Chile zurückgreift, dann bitte nicht für die Tonne, weil man sie im Kühlschrank vergessen hat. Jeder von uns schmeißt pro Jahr etwa 80 kg Lebensmittel weg. How dare we?
Regionalität
Auch wenn wir auf regionale Produkte zurückgreifen, steckt der Teufel im Detail. Denn Regionalität bedeutet nicht gleich Saisonalität. Nur weil Erdbeeren im März schon aus Deutschland kommen, heißt das nicht, dass sie gerade Saison haben. Diese wachsen dann nämlich auch in Treibhäusern oder unter einer Plane. Regionalität wäre aber auf jeden Fall ein guter Anfang. Kurze, oft klimafreundliche Transportwege, ultrafrische Produkte, geringere Transport- und Lagerhaltungskosten, man weiß wo es herkommt und Unterstützung der Bauern vor Ort. Nicht zuletzt können wir die Produktionsflächen besichtigen, ja manchmal sogar selber pflücken. Hach, was waren die Zeiten des Erdbeerpflückens auf dem Feld noch idyllisch. Stattdessen bereiten wir uns eine köstliche Guacamole zu, aus einer Monokulturen Plantage aus Mexiko. Menschen werden enteignet, das Grundwasser gestohlen, damit wir Avocados essen dürfen. Pro Avocado verbraucht die Pflanze 1.000 Liter Wasser. Dafür können wir 5 x in der Badewanne ein Vollbad genießen. Wenn wir das nächste Mal eine vergammelte Avocado in die Tonne kloppen, sollten wir uns echt schämen. Oder aber, wir kaufen Avocados ganz bewusst ein, machen uns einen leckeren Krabben-Cocktail und genießen mit allen Sinnen. Heißt: achtsam sein für die Avocado und für mich. So, dass wir dankbar sein können, wohl genährt und uns darüber freuen, was die Erde alles zu bieten hat. Könnte man in dem Moment glücklicher sein?
In Punkto Tierhaltung und Tierwohl lohnt sich der prüfende Blick eines Verbrauchers auf den Bauernhof. Wissen wo es herkommt, ist uns wichtig. Kaum einer möchte minderwertiges, massentiergehaltenes, antibiotikareiches Fleisch essen. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300-600 g Fleisch pro Woche. Lassen wir uns das mal bitte kurz auf der Zunge zergehen. Das meint nicht nur das Steak vom Grill, neeeeeein. Darin ist auch die tägliche Portion Wurst enthalten. Das wäre auf den Tag verteilt etwa 43-86 g. Ich empfehle meinen Klienten in diesem Punkt immer, dass weniger mehr ist. Und dass besser, besser ist. Also öfter kein Fleisch zu essen, zu Gunsten eines guten Stücks Fleisch. Damit wäre uns allen schon klimatisch und gesundheitlich geholfen. Und glücklich macht das alle mal!
Aber...
Ein Aber gibt es trotzdem auch von meiner Seite. Regionalität und Saisonalität helfen uns nicht weiter, wenn es um den Genuss exotischen Obstes oder Kaffees geht. Da helfen auch keine gut gemeinten Blogbeiträge oder ein besinnen auf die regionalen Produkte. Ein Leben ohne eine Banane oder eine gute, heiße und schwarze Tasse Kaffee, das macht mich auch nicht glücklicher...
In diesem Sinne,
* eure Hanna
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